Auszug
Gerd Kerkhoff pflegt als Unternehmensberater enge Unternehmerkontakte und kennt Meinungen aus der Wirtschaft. Im Stern wurde er zur Eignung von Armin Laschet als Bundeskanzler befragt.
Die Vorosterwoche war zum Abgewöhnen. An den Feiertagen hat er nachgedacht. Jetzt beginnen die entscheidenden Tage.
Seit Ostermontag läuft die bis Pfingsten gesetzte Frist, in der sich Armin Laschet mit Markus Söder für die wichtigste strategische Entscheidung der Union der letzten 16 Jahre zusammenraufen muss – die Aufstellung für den Neuanfang nach der Ära Merkel. Sie tun das inmitten einer tiefen Sinnkrise der Union, flankiert von einem dramatischen Vertrauensverlust der Politik insgesamt und geradezu unterirdischen Beliebtheitswerten Laschets. Laut einer Forsa-Umfrage wollen nur 21 Prozent der CDU-Mitglieder Laschet als Kanzlerkandidaten. Zweifel im eigenen Laden. Im Fußball würde man sagen: Der Favorit steckt mitten im Abstiegskampf.
Denn Favorit – das ist Armin Laschet auch weiterhin. Als CDU-Chef ist er der erste Anspruchsberechtigte auf die Kanzlerkandidatur der Union. Sollte Laschet davon überzeugt sein, dem Amt des Bundeskanzlers gewachsen zu sein – und diesen Eindruck vermittelt er nach wie vor –, dann gilt: Will er, dann wird er.
Nur, ist der Mann aus Aachen der Richtige?
Die Frage gewinnt auch deshalb an Bedeutung, weil die Pandemie dieses Land länger beschäftigen wird als gedacht. Als nächster Kanzler würde er, bevor er Deutschland aus der Corona-Krise herausführen kann, den Staat mutmaßlich bis auf Weiteres durch die Corona-Krise führen müssen. Armin Laschet hat das schon mal an exponierter, aber eben auch nachgeordneter Stelle in Düsseldorf üben können. Überzeugend war er dabei nicht.
Der stern hat versucht, sich bei der gemeinsamen Suche mit Experten (siehe Kästen) nach einer Antwort auf die Frage nach dem Richtigen von Eindrücken der letzten Tage frei zu machen, von der Kritik Merkels an ihm bei „Anne Will“, von den Sticheleien Söders aus Bayern und von den weitgehend irrlichternden Auftritten dieses getrieben wirkenden Mannes bei „Markus Lanz“ und anderswo
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„VIELE VERTRAUEN IHM“
Herr Kerkhoff, Sie haben als Berater mit Sitz in Düsseldorf viele Kontakte zu Unternehmen – wie wird Armin Laschet wahrgenommen? Anfangs gab es in der Wirtschaft große Zweifel, ob Armin Laschet der richtige „Landesvater“ ist: zu unspektakulär, zu angepasst, zu wenig charismatisch? Auch bei der Wahl zum Bundesvorsitzenden der CDU schien die Wirtschaftskompetenz seines Kontrahenten alles zu überstrahlen. Aber Laschet ging seinen Weg. Mittlerweile hat er die Mehrzahl der Unternehmenslenker erreicht.
Warum? Er hört zu, ist an den Themen ernsthaft interessiert und geht sie lösungsorientiert an! Zudem versteht er es, trotz unterschiedlicher Meinungen ein Wohlfühlgefühl für alle Beteiligten zu entwickeln, was Kompromisse erleichtert. Er hinterlässt keine verbrannte Erde. Sein Image ist es, anzupacken und Lösungen im Konsens zu suchen. Seine Themen entsprechen dem Zeitgeist: Digitalisierung, Ausbau der Wasserstoffwirtschaft, eine grünere Energieversorgung der Grundstoff- und Stahlindustrie.
Ist er jemand, der mit Unternehmen das Gespräch sucht? Herr Laschet genießt unzweifelhaft einen guten Ruf. Er forciert den Strukturwandel in Richtung Digitalisierung und Klimaschutz, aber er betont immer „Maß und Mitte“. Er würde nie zu aggressiv vorgehen, deshalb vertrauen ihm viele Unternehmer. Interessant ist etwa das geplante „Belastungsmoratorium“. Damit will er Firmen vor zu viel Kosten und Bürokratie bewahren. Bringt er denn die Eigenschaften als Kanzler mit? Armin Laschet hat in NRW bewiesen, dass er eine Regierung führen kann. Er kennt die wichtigen Themen und arbeitet daran. Wenn auch die bundesdeutsche Komplexität eine wesentlich höhere ist, ist es ihm zuzutrauen, diese Themen im Konsens zu lösen.
Gerd Kerkhoff ist Chef der Unternehmensberatung Kerkhoff Consulting
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Lesen Sie den gesamten Artikel im aktuellen Stern Nr. 15, 08.04.21