Der Erfolg eines Unternehmens hängt nicht nur vom Verkauf, sondern auch vom Einkauf ab.
Kobbeloer: Das kann sogar der entscheidende Faktor sein, zumal sich hier schnell Resultate erzielen lassen. Was im BWL-Studium wohl meist etwas vernachlässigt wird.
Tepe: Bei meinem Studium an der Hochschule Niederrhein ging es um Beschaffungsmanagement, da stand es im Mittelpunkt. Es gibt jedoch nur wenige solcher Studiengänge.
Also müssen Sie den Nachwuchs für Ihr Beratungsunternehmen oft selbst schulen?
Kobbeloer: Ja, was wir auch sehr intensiv tun.
Welche Studiengänge sind noch hilfreich?
Tepe: Logistik, Supply Chain Management und Produktion beispielsweise, da dies eng mit Beschaffung verknüpft ist. Auch Controlling-Kenntnisse sind von Nutzen.
Supply Chains sind oft hochkomplexe Prozesse, bei denen alles exakt Hand in Hand gehen muss.
Tepe: Deshalb ist auch Prozessoptimierung ein großes Thema. Wer da im Studium hineinschnuppert oder bei Praktika Erfahrungen gesammelt hat, bringt meist wertvolles Wissen mit.
Kommen nicht oft auch rechtliche und Compliance-Fragen hinzu?
Kobbeloer: Ja, etwa wenn es darum geht, wie die Arbeitsverhältnisse bei Zulieferern in asiatischen Ländern sind und ob die Menschenrechte beachtet werden. Mit solchen Fragen befasst sich eine unserer hochspezialisierten Tochtergesellschaften.
Einkauf und Supply Chains können auch politische Aspekte haben.
Tepe: Durchaus, wie sich gerade am Brexit zeigt. Sollte er kommen, dürfte das erhebliche Auswirkungen auf viele Lieferketten haben.
Kobbeloer: Auch Handelskriege haben Folgen, wenn sich die Produktion in einem Land wegen hoher Zölle plötzlich nicht mehr lohnt. Oder wenn sich das Lohnniveau in bisher günstigen Herstellerländern erhöht, wie es zum Teil in China zu beobachten ist.
Macht Industrie 4.0 die Herstellung in den Industrieländern wieder attraktiver?
Tepe: Ja, insbesondere können 3D-Druck-Verfahren Einkauf und Supply Chains revolutionieren. Wir beraten auch hier und entwickeln Strategie-Roadmaps für die Implementierung digitalisierter Produktionen oder von Produktionsnetzwerken. In dem Segment, in dem Sie als Berater tätig sind, wird es offenbar nicht langweilig.
Kobbeloer: Ganz sicher nicht. Nicht nur weil sich stets alles ändern kann. Auch weil wir Kunden in zahlreichen Branchen haben, die unterschiedliche Anforderungen stellen, was Beratungsaktivitäten rund um die Welt mit sich bringen kann. Hinzu kommt, dass wir unsere Kunden auch bei der Implementierung unserer Vorschläge unterstützen.
Wie wird man bei dieser Themenvielfalt ein guter Berater?
Tepe: Niemand startet als perfekter Berater. Das sind Lernprozesse, für die man allerdings offen sein muss.
Einige Grundfähigkeiten sollte man aber wohl mitbringen.
Tepe: Wichtig sind analytisches Denken, das man bereits im Studium gelernt haben sollte. Dann strukturiertes Arbeiten, das man sich bei Praktika aneignen kann. Da Consulting People Business ist, sollte auch emotionale Intelligenz nicht fehlen.
Kobbeloer: Und es gibt so etwas wie ein Berater-Gen: Es muss einem Spaß machen, zu beraten und die beste Lösung für den Kunden zu finden.
Johannes Kobbeloer und Yasin Tepe