Die Unternehmen in Deutschland sehen sich gut vorbereitet auf das neue Lieferkettengesetz, das Anfang 2023 in Kraft treten wird - vielen fehlt aber der Überblick. Rund 7o Prozent sind der Ansicht, die entsprechenden Vorschriften erfüllen zu können, wie eine Umfrage des Marktforschungsunternehmens Sapio Research im Auftrag des US-amerikanischen Software-Anbieters Coupa zeigt. Allerdings klafft zwischen Theorie und Praxis eine große Lücke: 6o Prozent der Befragten können nämlich nicht abschließend beurteilen, ob ihre direkten Lieferanten die vorgegebenen Standards in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung auch einhalten. Das Gesetz verpflichtet größere Firmen dazu, diese Prinzipien entlang der gesamten Lieferkette zu erfüllen. „Viele Unternehmen wissen schlichtweg nicht, mit wem sie Geschäfte machen“: kritisiert Frank Cappel, Bereichsleiter in der Beratung bei Coupa in Europa.
Stephan Kunigk, Partner bei der Unternehmensberatung Kerkhoff Consulting, fügt hinzu: Zwar sei schon viel investiert worden in Rechts- und Compliance-Kapazitäten – mit deren Hilfe die Regeln durchgesetzt werden sollen – oder in die Entwicklung neuer Technologien zum Sammeln der notwendigen Informationen. „Trotzdem fehlt es noch immer an Daten, Transparenz und zum Teil auch an der Priorisierung dieses Themas in der aktuell herausfordernden Zeit von Lieferengpässen, Preisexplosionen und dynamischen Marktentwicklungen“ sagt Kunigk. An der Sapio-Umfrage nahmen 8oo Manager aus sechs Ländern teil.
CARSTEN DIERIG